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Kurzfassung:

In meinem Leben gibt es drei Bereiche, die mir unglaublich wichtig sind - sie haben alle mit der Auseinandersetzung mit Menschen zu tun.
Auch nach über 25 Jahren Tätigkeit als Volksschullehrerin macht mir die Arbeit mit Kindern noch immer Freude.
Ein weiterer wichtiger Bereich hängt mit meiner Berufung als Historikerin zusammen. Auch hier geht es mir um Menschen, um Biografien. Im Zuge meiner Recherchen lernte ich Menschen kennen, die v.a. während der Zeit des Nationalsozialismus bedroht waren, die litten und kämpften. Erzählungen dieser Zeitzeugen, die mich an ihrem Leben teilhaben ließen, flossen sicher auch in meine Malerei ein.
Malen ist eine absolute Herzensangelegenheit von mir.
In der Malerei ist mein zentrales Thema der Mensch. Malen war immer schon Ausdrucksmittel für mich – dort, wo Sprache aufhört, kann Malerei noch immer etwas transportieren.
Nicht unerwähnt möchte ich allerdings den großen Spaß, den Malen mir bereitet, lassen. Neben der Freude an Farben und Formen ist Malen vor allem ein sinnliches Erlebnis für mich.


Für all jene, die sich mehr Zeit nehmen möchten:

Mein Zugang zur Kunst besteht nicht nur aus Liebe zur Malerei. Die Ausübung des Malens ist geradezu eine Notwendigkeit für mich, weil mir dieses Medium immer wieder Gelegenheit bot, mich auszudrücken. Malen war aber auch immer ein Ventil. Wenn ich das Gefühl hatte, etwas los werden zu müssen, dann malte ich. Ganz besonders wichtig war und ist, dass mir Malen hilft, gewisse Empfindungen zu konkretisieren. Auch meine Träume veranschauliche ich mir durchs Malen. Sie erlangen Gestalt in Form von Bildern. Durch den Malvorgang selbst und später dann durch die Betrachtung und Interpretation meiner Bilder gelingt es, mir bis zu diesem Zeitpunkt Unklares sichtbar oder zumindest sichtbarer zu machen.
Malen führt mich zu mir. Doch hoffe ich, dass meine Malerei einen Austausch zustande bringt, dass Stimmungen und Gefühle, die ich in meine Arbeiten lege, auch den Betrachter erreichen.
In meinem Leben gibt es zwei große Leidenschaften. Das eine ist, wie vorhin ausgeführt, die Malerei und das andere die Beschäftigung mit der Historie, mit Geschichte und da ganz speziell mit Zeitgeschichte. Für mich gibt es zwischen diesen beiden Metiers durchaus Verbindungen. Eigentlich sind das zwei konträre Disziplinen – beim Malen geht - bei mir zumindest - sehr viel über Emotion. In der Geschichte muss man genau recherchieren, es ist – trotz allen Engagements und trotz aller Empathie, die man Menschen entgegenbringt, über die man berichtet – mehr Kopfarbeit gefragt. Doch  gibt es für mich Parallelen zwischen beiden Tätigkeitsbereichen. Eine Gemeinsamkeit ist das Forschen in Archiven – für Historiker natürlich eine unerlässliche Sache. Doch auch für meine Malerei begebe ich mich in Archive, in dem Fall in meine inneren. Ich suche nach Erinnerungen, Ahnungen, nach Ängsten und Träumen.
Mein Ansatz mich geschichtlichen Themen zu nähern ist bevorzugt ein biografischer, es geht mir immer – wie auch als Lehrerin und in der Malerei - um Menschen. Was sie bewegte, was sie erdulden mussten und was sie erkämpft hatten, ist das, was mich interessiert, gefangen nimmt und was mich drängt, über sie zu berichten.
Ich denke mir, dass das Dunkle, das man vielleicht  in manchen meiner Bilder wahrnehmen kann, auch durch meine Arbeit als Historikerin und die sich daraus ergebende Auseinandersetzung mit Zeitzeugen mitgeprägt ist.  Die Beschäftigung mit Zeitzeugen, die mir gewährten, an ihrem Leben teilhaben zu dürfen, beeinflusst meine kreative Arbeit mit, mein künstlerisch-intuitives Gestalten wiederum, so hoffe ich,  sensibilisiert mich für biografische Studien.
Sowohl in der Malerei als auch in der Geschichte geht es mir aber mittlerweile vermehrt um Öffentlichkeit – es ist mir wichtig, etwas auf- und etwas herzuzeigen.
In den letzten Jahren lebte ich Fantasien in meinen Bildern aus oder verarbeitete Träume und Gedanken -  d. h. die Innensicht stand bei mir stark, fast ausschließlich,  im Vordergrund. Momentan schweift mein Blick v. a. nach außen. Malen -  sowohl die Innen-, als auch die Außensicht, - hat immer mit mir zu tun.
Auch Aktmalen ist Auseinandersetzung mit mir. Meine Modelle waren alle Frauen, ich malte ausschließlich weibliche Akte. Mir geht es um Weiblichkeit, um die Betrachtung von Frauenkörpern und deren Ausdruck.
Ich legte auch Wert darauf, dass meine Modelle verschiedene Altersstufen repräsentierten. Mein jüngstes Modell war 19, mein ältestes fast 80. Frausein in den verschiedenen  Lebensabschnitten  zu zeigen und mich damit auseinander zu setzen, war mir wichtig.
Bei der Darstellung der Frauen verschiedener Generationen ging es immer auch um die Fragen: Wo komm ich her, wo steh ich jetzt und wie werde ich sein?
Stolz bin ich auch darauf, dass sich auch Frauen im sog. „reifen“ Alter als Modell zur Verfügung stellten, denn Akte älterer Frauen unterliegen noch immer einem gewissen Tabu.
Ursprünglich ging es mir nicht so sehr um ein Abbilden der Wirklichkeit. Es sollte nicht um bestimmte einzelne Frauen gehen, sondern die Aktmodelle waren für mich Synonyme für  Frausein, für ihren Ausdruck an reichhaltigen Gefühlen – von Kraft, Stärke, Erotik bis hin zu Verzweiflung - ganz allgemein. Je mehr ich mich aber selbst zurücknahm und meinen Modellen keine Positionsangaben gab, sondern sie frei gewähren ließ, desto faszinierter wurde ich vom Einbringen ihrer Persönlichkeit. In ihrer Nacktheit kam für mich ihr Wesen unverfälscht hervor. Deshalb entschied ich mich dazu, meine Modelle nicht ihrer Individualität zu berauben, ihre Darstellung nicht zu verfremden, sondern sie einerseits in ihrem Ausdruck darzustellen, andererseits sie aber auch als Personen sichtbar zu machen.
Aktmalen war für mich deshalb interessant, weil Nacktheit ein im Raum stehen des Menschen schlechthin ist. Nur der Mensch, in dem Fall die Frau, mit seinem Ausdruck soll zur Geltung kommen.
Entblößt aller Äußerlichkeiten, reduziert auf das für sie Wesentliche, so stellen sich für mich meine Aktmodelle dar.
Malen ist aber nicht nur reines Ausdrucks- und Kommunikationsmittel für mich, sondern es geht auch immer um die Lust am Malen, um die Freude an Formen und Farben.
Malen ist für mich ein zutiefst sinnliches Erlebnis.